Während in den Clubs bis weit nach Mitternacht gefeiert wird, wurden die Faschingsveranstaltungen in Gerchsheim auf den Nachmittag verlegt. Bürgermeister und TSV ziehen ein positives Fazit in Sachen Lärmschutz.
Gerchsheim. Die Kampagne ist beendet, bei den Fastnachtern ist Ruhe eingekehrt. Die Vereine in Gerchsheim blicken auf das Modell „Tagesfasching“ zurück.
Ausgelassene Stimmung, fröhliches Partyvolk in Feierlaune: So hatte man sich beim TSV Gerchsheim den Rot-Weiß-Ball gewünscht. Nach Corona endlich wieder durchstarten können. Mit Partyband und guter Laune für Begeisterung sorgen. Dass dies nicht nur am Abend möglich ist, hat der Sportverein erfolgreich bewiesen.
„Wir sind sehr zufrieden mit dem Tagesfasching“, sagt Christian Michel, einer von drei Vorsitzenden des TSV Gerchsheim. „Das war ein Rot-Weiß-Ball wie früher auch. Jeder hatte Lust zu feiern.“ Dass man bereits vor 14 Uhr in den Faschingsball gestartet ist, hat der Stimmung keinen Abbruch getan. „Die Leute sind gekommen und hatten ihren Spaß.“ Auch der Jedermannfasching eine Woche später zur gleichen Uhrzeit kam beim Publikum – ob jung oder alt – sehr gut an.
Grenzwerte eingehalten
Wegen eines Gerichtsurteils in Sachen Lärmschutz ist man auf eine neue Uhrzeit ausgewichen, um die gesetzlichen Bestimmungen nicht zu verletzen. Denn in einem Mischgebiet, in dem die Halle steht, darf nach 22 Uhr ein Lärmpegel von 45 Dezibel nicht überschritten werden. Doch schon eine Unterhaltung auf dem Weg zum Parkplatz oder bei einer Zigarettenpause vor der Halle kann diese Grenze nachts reißen.
Mit dem Tagesfasching habe man „aus der Not eine Tugend gemacht“, sagt Christian Michel. „Weil sonst ein wichtiges Stück Tradition in Gerchsheim weggebrochen wäre.“ Das wollen die Vereine mit ihrem Engagement verhindern. Zufrieden war man daher, dass mit dem neuen Modell alle Generationen von jung bis alt angesprochen wurden. Manche Besucher seien gerade deswegen gekommen, um mit dem Verein ein Zeichen zu setzen, dass „der Gerchsheimer Fasching nicht kaputtgemacht wird“.
Vor Jahren hatte man im Ort drei gut besuchte Bälle über die Session verteilt, zudem den Frauenfasching und einen zusätzlichen Seniorenfasching – in diesem Jahr nur einen Ball und eine Kombination von Frauen- und Seniorenfasching, der für jedermann offen war.
„Es ist alles gut und ruhig verlaufen“, bestätigt Bürgermeister Johannes Leibold, dass es keinerlei Beschwerden gegeben habe. Er war bei beiden Veranstaltungen vor Ort und machte sich selbst ein Bild.
Die große Resonanz aus allen Altersschichten freute ihn sehr. „Es war viel los und die Leute konnten feiern.“ Gerade für die Vereine, die nach der Corona-Pause etwas auf die Beine gestellt haben, freute er sich. „Ich hatte gehofft, dass es ein Erfolg wird.“ Für ihn steht damit fest, solche Veranstaltungen können jederzeit stattfinden – solange sie sich im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben bewegen.
Verständnis geerntet
Und das taten die Veranstalter bei beiden Faschingsfeiern. „Wir haben den Leuten die Situation erklärt und alle hatten Verständnis“, beschreibt Michel. Die Halle war abgedunkelt und fastnachtlich dekoriert. Innen merkte keiner, dass draußen noch die Sonne schien. Man sei dankbar, dass dieses Angebot von der Bevölkerung so gut angenommen wurde. Gehofft hatte man auf den Erfolg, aber eine Spur Unsicherheit war immer dabei, weil man komplettes Neuland betreten habe. „Wir haben als Verein ja schon ein finanzielles Risiko der Organisation – mit dem Engagement der Partyband bis zum Einkauf der benötigten Lebensmittel.“
Doch diese Befürchtungen waren grundlos. „Wir wurden für unseren Mut belohnt.“ Auch die vielen Helfer, über die Michel sehr froh ist, waren mit dem Abbau rechtzeitig fertig, dass es keinen Anlass zu Kritik oder Beschwerden gab.
Trotz aller positiver Resonanz und Akzeptanz durch die Bevölkerung schwingt bei Michel auch etwas Wehmut mit. „Sicherlich können wir auf diesen guten Erfahrungen aufbauen und werden solche Events auch weiterhin planen. Eine Veranstaltung am Abend – wie früher eben – wäre uns allen aber deutlich lieber.“ Bis dahin überlegt man sich weiterhin Alternativen, um allen gerecht zu werden.