Buchen. „Hinne houch!“ schallt es wieder durch die Buchener Straßen. Die Elferräte der FG „Narrhalla“ haben am Dienstag mit dem Ablegen des Eids auf den Narrengott Jocus im Museumshof die Faschenachtskampagne in der Bleckerstradt eröffnet. Das erste Mal mit dabei ist Pfarrer Frederick Reith. Er wirkte in den vergangenen fünf Jahren in Villingen, wo die Fasnet seit dem 15. Jahrhundert Tradition hat. „Wenn man in Villingen am 11.11. etwas machen würde, würde man gesteinigt werden“, stellt er im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten fest. Denn die Fasnet im schwäbisch-alemannischen Raum beginnt erst am 6. Januar mit dem Abstauben der Narrenkleidung. Das Feiern des 11.11. sei eher dem rheinischen Karneval zuzuordnen, zeigt sich Reith als Kenner faschenachtlicher Traditionen.
Seit wann in Buchen der 11.11. in der jetzigen Form begangen wird, wissen selbst altgediente Narren wie Klemens Gramlich nicht so genau. „Als ich Kind war, gab es die Zeremonie im Museumshof noch nicht“, stellt er fest. Wie dem auch sei: Eine begeisterte Schar von Kindergarten- und Schulkindern und einige Passanten verfolgt das Treiben in der Vorstadt- und in der Marktstraße. Mancher Elferrat scheint der Schlaf noch die Sinne etwas vernebelt zu haben. Denn hin und wieder schallt der Buchener Narrenruf durch die Fußgängerzone, obwohl die Faschenachtskampagne noch gar nicht offiziell eröffnet ist. Zunächst ziehen die Elferräter mit Krachkapelle und Martinsgans zum Marktplatz, wo Bürgermeister Roland Burger schon auf der Treppe wartet. Das tut auch Gans Lieselotte in ihrem Käfig auf dem Leiterwagen. Stellt doch die Übergabe an das Stadtoberhaupt den Höhepunkt ihres kurzen Lebens dar. Die Verweilzeit des Vogels in des Stadtoberhaupts Arme währt nur kurz. Schließlich müssen die Elferräte den Pachtzins für das Zunfthaus in Höhe von einem Cent pro Person entrichten.
Bevor die Elferräte in den Museumshof einziehen, entledigen sie sich ihrer Nachtgewänder. In der Runde im Museumshof verliest Ludwig Lemp den Narreneid, den die Narrenräte mit einem kräftigen „Ich gelobe“ auf den Narrengott Jocus ablegen. Anschließend bestätigen sie dies mit ihrer Unterschrift und mit dem Bleckerkuss, sofern dieser wichtige Akt nicht vergessen wird – womöglich aus Schläfrigkeit?
Im Bürgersaal des Alten Rathauses stärken sich Teilnehmer und Gäste an der von Ute Schwing und Rita Lemp zubereiteten Grünkernsuppe. Uwe Ristl, stellvertretender „Narrhalla“-Vorsitzender, gibt das Motto der diesjährigen Kampagne bekannt: „Der Blecker glänzt, das Herze lacht – Hinne Houch zur Faschnacht!“
„Ich finde es schön, wie man hier Elemente der beiden Fastnachtswelten verbindet“, stellt Pfarrer Reith am Ende der Veranstaltung fest. Dann darf auch er den Blecker liebkosen, und zwar am Narrenbrunnen. Und tatsächlich: Der Priester wird für seine Mühen mit einem am Brunnen gezapften Becher Rotwein belohnt.
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