Bad Mergentheim. Vom 23. Dezember bis zum 9. Januar ist der dritte Weihnachtscircus Main-Tauber in Bad Mergentheim zu sehen. Rudi Bauer ist der Veranstalter und er verspricht eine „Show der Sensationen“. Er stellte sich aber auch den Fragen der Redaktion zum Umgang mit Wildtieren in seinem Zirkus.
Wie viele Tiere reisen mit dem Weihnachtscircus? Wie viele von diesen sind so genannte Wildtiere?
Rudi Bauer: Grundsätzlich gilt zu beachten, wir sind kein reisendes Unternehmen. Das Programm für den Weihnachtscircus wird exklusiv für Bad Mergentheim zusammengestellt und ist in dieser Zusammenstellung nur für 15 Tage zu erleben. Wir engagieren erfahrene Tierlehrer mit eigenen Tieren. In diesem Winter haben wir eine Raubtiernummer mit weißen und braunen Tigern sowie eine Seelöwen-Show engagiert.
Woher stammen die Wildtiere? Sind sie in Gefangenschaft groß geworden oder der freien Wildbahn entnommen worden?
Bauer: Die Tierlehrer und auch die Tiere stammen aus Deutschland, sind in menschlicher Obhut geboren und haben die Wildnis noch nie gesehen. Tierrechtler sprechen gerne von „Wildtieren“, dabei ist mir kein Tier in einem deutschen Zirkusunternehmen bekannt, das aus der freien Wildbahn stammt. Zirkustiere kommen nahezu alle aus europäischen Zuchtprogrammen oder aus Zoos.
Wie werden die Wildtiere versorgt? Wie werden Sie umsorgt und aktiv gehalten?
Bauer: Wer in Deutschland Tiere zur Schau stellen möchte, braucht zahlreiche Sachkundenachweise, geeignete Haltungseinrichtungen, geschultes Personal und eine Paragraf 11 Genehmigung des Veterinäramts. Dieses kontrolliert die Tierhaltung, Futtervorräte, den Umgang sowie die Transportfahrzeuge regelmäßig.
In unserem Fall unterliegt die Kontrolle dem Main-Tauber Kreis. Ein reisender Zirkusbetrieb hat bis zu 50 Kontrollen pro Jahr. Damit werden Zirkusse weitaus häufiger kontrolliert als Mastbetriebe oder Bauernhöfe.
Die Auflagen für die Haltung von Zirkustieren wurden in den vergangenen Jahren mehrfach verschärft und sind mit denen von Zoos und Tierparks vergleichbar. Wir wählen die Tierlehrer für den Main-Tauber Weihnachtscircus sehr penibel aus und legen kompromisslos aller größten Wert auf eine hervorragende Haltung und einen vorbildlichen Umgang mit unseren vierbeinigen Stars. So ist zum Beispiel die Raubtieranlage von Robano Kübler – im diesjährigen Programm zu erleben – so gigantisch groß, dass unsere Artisten mit ihren Wohnwägen auf die andere Seite des Volksfestplatzes weichen müssen.
Seine Tiger haben einen beheizten Innenbereich sowie große Auslaufgehege an der frischen Luft mit Kratzbäumen, Liegeflächen und Beschäftigungsmaterial. Das Außengehege übertrifft die gesetzlichen Vorgaben um das Vierfache! Robano Kübler lebt 365 Tage im Jahr mit seinen Tigern und beschäftigt sie täglich.
Immer informiert sein
Was sagen Sie den Kritikern von Wildtieren im Zirkus?
Bauer: Wir pflegen eine Politik des „gläsernen Zirkus“ und gehen jederzeit transparent in alle Diskussionen. Unsere Tierlehrer haben nichts zu verbergen. Die Tierhaltung kann täglich Tag und Nacht von außen eingesehen werden, nichts wird versteckt. Leider lässt sich mit radikalen Tierrechtlern aber oft nicht objektiv diskutieren. Diese lehnen jegliche Tierhaltung in menschlicher Obhut (Zoos, Fleischindustrie, Haustierhaltung, Reitsport, Lederwaren usw.) grundsätzlich ab.
Wir laden jeden Kritiker jederzeit herzlich ein, sich unsere Tierhaltung anzusehen, Fragen zu stellen und Vorurteile zu debattieren. Wir haben in Deutschland die strengsten Haltungsbedingungen für Zirkustiere. Die bekannten Horrorvideos aus dem Internet stammen allesamt aus dem Ausland und sind zum Teil schon über 30 Jahre alt. Die Tierhaltung hat sich zurecht über die Jahre entwickelt und verbessert und das Tiertraining im Zirkus ist im Grunde nichts anderes, als seinem Hund „Platz“ oder „Sitz“ beizubringen.
Ich werde als Veranstalter des Weihnachtscircus in den Sozialen Medien oft als Tierquäler bezeichnet, dabei bremse ich beim Autofahren für jedes Tier, kann keine Fliege töten und kann Dokus über Tierquälerei im Fernsehen nur schwer ertragen. Ich könnte es niemals verantworten, mit Tierquälerei Geld zu verdienen. Aber erzählen Sie das mal einem Tierrechtler. Tierschutz ist sehr wichtig, ich kann jedoch für radikale Aktivisten, die vor dem Zirkus Besucher und Kinder belästigen und fremdes Eigentum beschädigen, kein Verständnis aufbringen.
Wir machen alles Menschenmögliche, damit es unseren Tieren gut geht, ohne Rücksicht auf entstehende Kosten und den mit der Tierhaltung einhergehenden enormen zeitlichen Aufwand.
Fürchten Sie ein bundesweites Verbot von Wildtieren?
Bauer: Für ein generelles Wildtierverbot in Zirkussen gibt es keine objektiven wissenschaftlichen Grundlagen. Alle politischen Bestrebungen, Tiere im Zirkus zu verbieten, fanden folgerichtig auch bislang keine Mehrheit. Darüber hinaus sehen wir an den Reaktionen unserer Besucher und dem unvermindert großen Zuspruch, dass die breite Bevölkerung auch weiterhin exotische Tiere im Zirkus sehen will.
Solange Haltungsbedingungen und Umgang stimmen sehe ich keinen Grund auf Tiere im Zirkus zu verzichten. Ich verbürge mich dafür, und kann jedem Besucher versichern, dass es allen Tieren im Main-Tauber Weihnachtscircus gut geht.
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