Der Frühling sendet erste Boten, und glücklich ruhet, sanft und fein, im Taubergrund ein friedlich‘ Städtlein, es muss vom Paradiese sein. Während ringsum Pazifisten zu Militärexperten mutiert sind und aus schierer Tölpelhaftigkeit Deutschland an den Rand des Krieges geführt haben, bewahrt die Stadtobrigkeit in Mergentheim die Ruhe. Der Oberbürgermeister ist ein Meister des Ausgleichs und ein Mann des kommunalen Friedens. Dafür gebührt ihm Ehre.
Zugleich hilft die Stadtobrigkeit ihren Einwohnern ungemein innovativ beim Sparen und lindert so die Folgen der von der EZB gepflegten Geldentwertung: Wer sich keine Fernreise leisten kann, findet das Fremde hier. Wenn die Abende wieder länger und milder werden, wird sich der vielfältige Charme aus aller Welt in „unserer Stadt“ voll entfalten. Das schätzen besonders Frauen.
Venedig können wir uns schenken. Nach kräftigem Regen finden wir die Lagune beim Gänsmarkt. Die Fahrt in eine Ruinenstadt ersetzt schon bei mäßiger Phantasie ein Gang durch die Altstadt. Barockhäuser verkommen von Jahr zu Jahr. Manche Gehwege ähneln einem Abenteuerparcours. Die eingestürzte Friedhofsmauer und eine gesprengte Telefonzelle zieren das Stadtbild.
In einigen Jahren sollen wir auf einer Seilbahnfahrt ins touristische Nirwana die Pracht aus großflächig zugeklebten Schaufenstern, grell beleuchtetem China-Ramsch und Fastfood-Schuppen auch von oben bewundern können. Einmal im Leben über Mergentheim schweben. Großartig! Nur ein kleiner Vorschlag noch: Die USA haben eine Präsidentenhymne. Wir könnten städtische Veranstaltungen künftig mit einer leicht angepassten Strophe aus dem Wiegenlied von Georg Herwegh einleiten: Kurstadt – auf weichem Pfühle, Mach’ dir den Kopf nicht schwer!, Im irdischen Gewühle, Schlafe! Was willst du mehr?