Wachbach. Der Obst- und Gartenbauverein Wachbach hat dem Mitgliederschwund erfolgreich entgegengewirkt, wie bei der Jahreshauptversammlung deutlich wurde. Die Veranstaltung wurde von dem Vortrag von Lutz Neuendorf aufgelockert. Er ist Gärtner und Betriebsleiter des biodynamischen Gartenbau-Hofs Louisgarde, der sich auf Gemarkung des Weikersheimer Ortsteils Nassau befindet.
Im nahezu voll besetzten Saal des Gasthauses Linde zeigte sich der neue Vorsitzende Klaus Breiter besonders erfreut darüber, dass wieder neue Mitglieder geworben werden konnten, die zum Teil aus Igersheim, Apfelbach und Bad Mergentheim dazu gestoßen sind. Damit hat der Verein aktuell 111 Mitglieder.
Nach der Totenehrung des Ehrenmitglieds Oskar Hettenbach und Ottilie Model ging Schriftführerin Doris Amm auf das abgelaufene Vereinsjahr ein. Coronabedingt begannen die Veranstaltungen erst Ende Mai letzten Jahres. Anfang Juli hatte Herbert Frey nach 21 Jahren den Staffelstab des Vorsitzenden an Klaus Breiter übergeben, der einstimmig gewählt wurde. Beim Besuch des Schulbauernhofes in Pfitzingen wurden die Mitglieder vom ehemaligen Wachbacher Thomas Löhr über das weitläufige Anwesen geführt.
Anfang Oktober wurde das Fallobst am Obstlehrpfad aufgelesen und die Bäume abgeerntet. Im November folgte die Lehrveranstaltung mit Schaubrennen in der Brennerei des Mitglieds Anton Herz. Die Weihnachtsfeier mit einem Fachwissen-Rätsel gestaltet von Alois Heuberger rundete das Vereinsjahr ab. Alle Veranstaltungen waren sehr gut besucht.
Der Vereinskassier Erich Letter konnte über ein stabiles Vereinsvermögen berichten, die Kassenprüfer Melanie Walter und Anton Scheidel bestätigten eine akkurate Kassenführung.
Ortsvorsteher Hermann Dehner nahm die Entlastung des Vorstandes vor und schloss gute Wünsche auf weitere erfolgreiche Vereinsgeschicke sowie die Bestätigung der gut geleisteten Vereinsarbeit mit ein. Dann ging der Vorsitzende auf die geplanten Veranstaltungstermine im Jahr 2023 ein. Am 10. März findet um 19 Uhr der erste Gartenstammtisch im Gasthaus Linde für alle Interessierten statt. Ziel soll der Austausch bzw. die Weitergabe von Erfahrungen im Bereich Gartenbau und eventuell von Pflänzchen sein. Eine Pflanzentauschbörse im Herbst ist bei Bedarf angedacht.
Für den 23. April ist eine Flurbegehung im Pfaffenberg über Totenwegle, Pfaffenberg, Buchholz zum Hachtler Berg geplant. Abschluss ist bei Paul Scheidel im Ursprung. Treffpunkt ist am Rathaus um 13.30 Uhr. Ende Juni steht der Besuch mit Besichtigung des Hofs Louisgarde an.
Am 9. Juli findet der Ausflug zum Baumwipfelpfad im Steigerwald statt. Weiter geht es von dort nach Nordheim zu einer Stadt- und Kellerführung, Abschluss in einer Gaststätte in Nordheim. Am 29. Juli trifft man sich zum Grillabend am Ritterplatz und am 9. Dezember wird in der „Linde“ die Weihnachtsfeier abgehalten.
„Solidarische Landwirtschaft, kurz Solawi“ war der Titel des anschließenden Fachvortrags von Lutz Neuendorf. Er sprach über Pflanzen im Klimawandel und referierte über Permakultur, was er anhand von Schautafeln illustrierte.
Hof Louisgarde ist ein ehemaliges Kloster, das erstmals 1124 erwähnt wurde. Auf dem von Waldflächen umgebenen Gelände befinden sich fünf bis sechs Quellen.
Volker Breitlinger deckt den Bereich Landwirtschaft mit 84 Hektar ab. Lutz Neuendorf, seine Partnerin und eine Mitarbeiterin übernehmen den Bereich Gärtnerei mit 2,5 Hektar Land, drei Folienhäusern und einem kleineren Glashaus.
1990 stellte der Hof auf die Demeter-Wirtschaftsweise um. An der Waldorfschule in Würzburg gibt es einen Marktstand mit Freitagsverkauf. Daneben gibt es die Gemüseabo-Kisten. Einmal pro Woche werden 300 Abokunden direkt angeliefert. Inzwischen ist daraus ein eigener Betrieb entstanden, um den sich Charlotte Deininger selbstständig kümmert.
Die Idee der solidarischen Landwirtschaft entstand in Lauda und wird nun auch im Bereich Weikersheim/Schäftersheim praktiziert. Interessenten suchen sich einen Hof, mit dem sie zusammenarbeiten möchten und dazu zwei bis drei Partnerhöfe.
Solawi-Louisgarde ist ein Zusammenschluss von zurzeit 18 Menschen, die ihren Anteil im voraus für das ganze Jahr entrichten, wodurch weniger wirtschaftlicher Druck für den Gärtner entsteht. Risiken, wie etwa Ernteausfall durch Frost, werden von der ganzen Gemeinschaft getragen, die auch Mithilfe, etwa bei der Apfelernte leistet. Pro Jahr sind zwei bis drei Arbeitseinsätze erforderlich.
In Schäftersheim läuft die Lieferung über eine Verteilerstation ab, was laut Neuendorf gut funktioniert. Jeder Abokistenbesitzer packt hier seine Kiste selbst. Bis auf Kartoffeln und Möhren, die von der Familie Striffler aus der Region bezogen werden, wird nichts zugekauft. Es werden 50 - 60 Kulturen angebaut.
Einen Hofladen betreibt der Gärtner nicht, beliefert aber z.B. den Hofladen Dollmann in Weikersheim. Darüber hinaus kann man auf Hof Louisgarde selbst günstiges Gemüse ernten.