Bad Mergentheim. Nicht alleine, sondern – auch das ist Tradition – zusammen mit Freunden wurde ordentlich gefeiert: Abordnungen des Deutschmeisterbundes sowie des 1. Jägerbataillons der Bundesheeres aus Wien waren ebenso dabei wie die Gruppo Storico aus der italienischen Partnerstadt Borgomanero, die Bürgergarde Ravensburg und die Bürgergarde aus Weil der Stadt, die Schützengilde Königshofen und natürlich auch das Historischen Schützencorps’ aus der Badestadt.
Am Samstag kam noch ein besonderer Ehrengast hinzu, der Hochmeister des Deutschen Ordens und Generalabt Frank Bayard. Er zelebrierte am Sonntagmorgen die St.-Georgs-Messe, die wetterbedingt in die Wandelhalle verlegt werden musste. Die Parforcehornbläser der Kreisjägervereinigung trugen dazu bei, dass es ein besonderer Gottesdienst wurde: die Musiker und Frank Bayars Worte trafen die Herzen, Augen und Ohren der Gläubigen.
Das für den Nachmittag geplante Antreten im Schlosshof und der Zug durch die Stadt fielen dem Regen zum Opfer.
Viele Schaulustige
Der Samstag ist auch dem Empfang durch die Stadt und dem Antreten auf dem Marktplatz gewidmet, zuvor aber stand wieder die historische Rekrutenaushebung auf dem Deutschordenplatz auf dem Programm. Das zog wieder einmal viele Schaulustige an, auch wenn schon hier wegen des Krieges in der Ukraine auf Pulverdampf und Feuerschweife aus dem Musketen verzichtet wurde. Stadthauptmann Andreas Lehr warb zudem für Spenden für das Land. Anschließend begab sich die Compagnie mit ihren Gästen, angeführt vom Deutschmeister-Spielmannszug, vom Arsenal im Schlosshof auf den Deutschordenplatz, schlug dort das „Lager“ auf und stellte nach, wie eine Rekrutenanwerbung sich um das Jahr 1760, zur Zeit des Hochmeisters Clemens August, abgespielt haben mag. Tatsächlich wurden die Werber fündig. Corona-bedingt zwar mit weniger „Körpereinsatz“ als üblich und auch die Rekruten wehrten sich kaum. Drei Rekruten und eine Marketenderin erhielten Handgeld, Urkunde und einen kräftigen Trunk, also (fast) ganz so wie damals.
Nur wenig später zog man zum Marktplatz und nahm Aufstellung vor dem Alten Rathaus. Dort empfing Lehr die Freunde aus Nah und Fern. Nach zweijähriger „Festpause“ freue man sich um so mehr, die Gemeinschaft mit Leben zu erfüllen. Die Historische Deutschorden-Compagnie stelle sich der Verantwortung, sich neben der Traditionspflege auch der Ordensgeschichte und dem Gedanken des Heilens und Helfens zu widmen, sagte Lehr. Freiheitliche Werte, gesellschaftlicher Zusammenhalt, ja selbst die Wehrhaftigkeit würden angesichts des brutalen Überfalls auf die Ukraine wieder mehr Gewicht gewinnen.
Hochmeister Frank Bayard („Es ist mir immer eine Freude, in Bad Mergentheim zu sein“) machte deutlich, dass der Ordensgedanke nach wie vor „präsent ist in der Gegenwart der Stadt“. Das Schloss sei dafür nur ein Beispiel, aber „es sind nicht die Gebäude, es sind die Menschen, die den Ordensgedanken zum Ausdruck bringen“. Längst habe man den „Kampf mit dem Schwert“ aufgegeben und sich als geistiger Orden „den Menschen zugewandt. Helfen und Heilen ist in allen Ländern, in denen der Orden aktiv ist, der Mittelpunkt unseres Handelns“, sagte Bayard. Wie sehr die Ordensmitglieder dies umsetzen, zeige sich auch im Caritas-Krankenhaus, wo immer noch Deutschordensschwestern aktiv seien. Gleichwohl sehe man auch als Deutscher Orden die Notwendigkeit, auf das aktuelle Geschehen zu reagieren. Etwa dadurch, dass man den Zusammenhalt in Europa stärke und die Menschen aus der Ukraine aufnehme.
Oberbürgermeister Udo Glatthaar gab seiner Freude Ausdruck, dass nach zwei Jahren Pause wieder die St. Georgs-Tage stattfinden würden. „Die Stadt unterstützt die historischen Wehren in ihren Mauern“, versprach er. Die Ordensgeschichte werde in der Stadt überall deutlich und sei vielfach spürbar, sagte Glatthaar – und damit auch das karitative Wirken. „Die Menschen lebten einst gerne unter der Herrschaft des Ordens“, glaubt Glatthaar. Auch nach dem Wandel zum geistlich-karitativen Orden sei das Leben hier oftmals besser gewesen als anderswo.
Internationale Verbundenheit
Die St. Georgs-Tage seien stets auch ein Zeichen internationaler Verbundenheit. Der Besuch der Abordnungen aus Österreich und Italien sorge stets für „Kontakte, Austausch und Freundschaften.
Der Präsident des Deutschmeisterbundes, Andreas Tobruk vom 1. Jägerbataillon aus Wien, betonte, dass man in Bad Mergentheim auf eine lange Tradition blicke – nicht nur eine österreichisch-deutsche, sondern eine europäische.
„Die St. Georgs-Tage sind uns wichtig“, versicherte Tobruk, schließlich sei man bereits zum siebten Mal dabei. Sowohl der militärische Schutz des christlichen Abendlandes als auch das Helfen und Heilen seien „unsere gemeinsamen Hintergründe, sie waren und bleiben unser Auftrag“ für Menschen, die unsere Hilfe brauchen, betonte Tarbuk. Stadthauptmann Andreas lehr konnte zum Abschluss auch noch zwei Neumitglieder aufnehmen: Isabel und Leonhard Breuer ergänzen den Spielmannszug, Heiko Werner und Florian Fickel wurden für zehn und 25 Jahre aktiven Musizierens im Spielmannszug mit der bronzenen und der silbernen Verdienstmedaille geehrt.