Bad Mergentheim. Diabetes mellitus ist eine der großen Volkskrankheiten mit rund neun Millionen Betroffenen in Deutschland. Jährlich kommen ca. 300.000 Neuerkrankungen dazu. Die so genannte Zuckerkrankheit ist auch Thema auf der Gesundheitsmesse „FN vital“ am kommenden Wochenende, 15. und 16. November, im Kursaal in Bad Mergentheim. Die FN sprachen mit dem neuen Chefarzt im Diabetes Zentrum Mergentheim, Privatdozent Dr. med. Dominik Bergis. Er ist Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie, Notfall- und Intensivmedizin.
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der der Körper den Blutzucker (Glukose) nicht richtig verarbeiten kann, was zu einem dauerhaft hohen Blutzuckerspiegel führt. Die häufigsten Formen sind Typ-1-Diabetes, eine Autoimmunerkrankung, und der häufigere Typ-2-Diabetes, der oft mit einem ungesunden Lebensstil in Verbindung steht.
„Uns stehen schwierige Zeiten bevor“
„Zahlreiche Innovationen bei Medikamenten sowie bei technischen Hilfsmitteln wie Glucose-Sensoren und Insulinpumpen haben die Versorgung der Menschen in den letzten rund zehn Jahren erheblich verbessert. Dennoch stehen uns schwierige Zeiten bevor“, erklärt PD Dr. Dominik Bergis gegenüber den FN und führt weiter aus: „Die Anzahl der Hausärzte, bei denen viele Patienten behandelt werden, sinkt und auch die Zahl spezialisierter diabetologischer Arztpraxen nimmt ab, da viele Ärzte im ambulanten Bereich weit über 55 Jahre alt sind. Dazu kommt wenig diabetologischer Nachwuchs, da das Fach im Studium und an Ausbildungskliniken oft wenig Beachtung findet. Zusätzlich erschwert wird die Situation durch die politischen Rahmenbedingungen im Rahmen der Krankenhausreform, die hohe Anforderungen an stationäre Leistungserbringer im Bereich der Diabetologie stellt.“ Bergis meint, dass es daher „umso wichtiger ist, dass das Diabetes Zentrum Mergentheim regional wie überregional als größte deutsche Fachklinik für Diabetes mellitus besteht. Und dort alle Formen des Diabetes einschließlich aller Komplikationen sowie mittels aller zur Verfügung stehenden Medikamente und technischen Innovationen auf höchstem fachlichem Niveau behandelt werden.“
Im Sommer hat Dominik Bergis den Chefarztposten übernommen und er sagt: „Die ersten vier Monate waren spannend, es gab viele gute Momente und in der kurzen Zeit interessante Einblicke und neue Erfahrungen. Ich hatte einen großartigen Start als neuer Chefarzt im Diabetes Zentrum Mergentheim. Nach 25 Jahren wurde mein Vorgänger Prof. Dr. Thomas Haak in den Ruhestand verabschiedet und ich bin mit 46 Jahren in die Fußstapfen meines Vaters Dr. Kristian Bergis, des Gründers der Diabetes Klinik (im Jahr 1983) getreten. Das gesamte Haus begegnet mir mit Freude, Offenheit und Freundlichkeit. Es ist ein sehr gutes Gefühl nun Teil dieses großartigen Teams zu sein, dass auf allen Versorgungsebenen optimal harmoniert, um die bestmögliche Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus zu ermöglichen.“
Eine wachsende Herausforderung
Der Weltdiabetestag (am 14. November) erinnert übrigens jedes Jahr daran, dass Diabetes mellitus längst zu einer der größten Volkskrankheiten weltweit geworden ist. Auch in Deutschland steigen die Erkrankungszahlen stetig an - mit weitreichenden Folgen für Betroffene, das Gesundheitssystem und die gesamte Gesellschaft. Besonders besorgniserregend ist, dass die Zahl der Neuerkrankungen mit Typ-2 Diabetes Jahr für Jahr zunimmt. Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und Übergewicht tragen wesentlich zu dieser Entwicklung bei - Faktoren, die eng mit unserem modernen Lebensstil verknüpft sind, sagen Experten.
Neben dem Typ-2 Diabetes, der meist im Erwachsenenalter auftritt, ist auch der Typ-1 Diabetes von großer Bedeutung. Diese Form entsteht durch eine Fehlreaktion des Immunsystems, das die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Betroffene sind lebenslang auf Insulin angewiesen. Anders als beim Typ 2 spielt der Lebensstil hier kaum eine Rolle - es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, die häufig schon im Kindes- oder Jugendalter beginnt.
Die Behandlung des Diabetes und seiner Folgeerkrankungen verursacht enorme Kosten. Dabei entfällt ein Großteil auf Folgekomplikationen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenschäden, Amputationen oder Sehprobleme. „Doch hinter diesen Zahlen stehen Menschen. Menschen, deren Lebensqualität durch die Erkrankung stark beeinträchtigt sein kann, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und konsequent behandelt wird. Prävention, Früherkennung und eine gute Schulung der Betroffenen sind deshalb zentrale Säulen im Umgang mit Diabetes“, sagt auch Chefarzt PD Dr. Dominik Bergis und berichtet von der Therapie im Wandel: „Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Während Insulintherapie und klassische Tabletten wie Metformin lange Zeit die einzigen Optionen waren, stehen heute neue Wirkstoffgruppen zur Verfügung, die nicht nur den Blutzucker senken, sondern auch Herz und Nieren schützen.“
Die neuen Therapien eröffnen Möglichkeiten, die Diabetesbehandlung individueller zu gestalten und Folgeerkrankungen zu verhindern. Wichtig bleibt dabei, dass die medikamentöse Therapie immer in ein ganzheitliches Konzept eingebettet ist - mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung, Gewichtsmanagement und strukturierter Schulung, so die Fachleute.
Ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Behandlung sei die frühe Diagnose. Wer Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck oder familiäre Vorbelastung aufweise, sollte regelmäßig den Blutzucker oder HbA1c-Wert überprüfen lassen, so Chefarzt Bergis: „Der Weltdiabetestag soll uns alle daran erinnern, dass ein gesunder Lebensstil, regelmäßige Vorsorge und eine spezialisierte Betreuung entscheidend dazu beitragen können, die Folgen dieser Volkskrankheit zu mildern - und Betroffenen ein aktives, selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.“
Auf der Gesundheitsmesse „FN vital“ am kommenden Wochenende, 15. und 16. November, jeweils von 11 bis 17 Uhr im Kursaal präsentiert sich auch das Diabetes Zentrum Mergentheim und bietet Blutzuckermessungen, BMI-Messungen und Beratung bezüglich Adipositas und Ernährung bei Typ 2 an. Mehr Informationen zur Messe unter www.fnvital.de.
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