Zum Artikel „Mannheimer Verkehrsversuch: Fraktionen wollen Nachbesserung“ vom 1. Juni:
Aus eigener Erfahrung kann ich dieses hautnah nachvollziehen. Auch wenn man in Richtung Heidelberg, Schwetzingen oder Weinheim muss, also nicht über den Rhein, war man mehrfach gefangen in den Quadraten durch die Überlastung auf dem Ring. Hinzu kommt, dass es an einem Gesamtkonzept fehlt. Der Autoverkehr ist nur die eine Seite der Medaille und das Konzept des Verkehrsversuchs ist nicht mehr zeitgemäß. Es gehören hier die vielen anderen neuen Verkehrs- und Lieferformen bedacht. Man kann den Verkehr noch so beruhigen, wenn ein Flaschenpostwagen den Gehweg blockiert, ein Gorillafahrrad mit hoher Geschwindigkeit auf dem Bürgersteig entgegen kommt, ein Lieferandofahrer gegen die Einbahnstraße fährt und Tretroller den Gehweg blockieren oder entsprechend verkehrswidrig unterwegs sind.
Ich könnte diese Liste noch sehr viel weiter fortführen. Angefangen von der nach wie vor chaotischen Beschilderung – dieser Schilderwald ist für einen Autofahrer überhaupt nicht mehr zu erfassen – bis zur Kommunikation der Verwaltung in den sozialen und klassischen Medien, die durch die Formulierung „Sperrung der Fressgasse“ ein völlig falsches Bild der Erreichbarkeit der Innenstadt gezeichnet hat.
Der Verkehrsversuch war viel zu singulär gedacht und kann aus meiner Sicht nur bedingt als Grundlage für weitere Planungen dienen. Man hätte sich viel früher mit den oben genannten neuen Verkehren auseinandersetzen und diese in die Planungen einbeziehen müssen.
Also wenn Verkehrsversuch, dann in einem Zeitraum in dem annähernd normale Verkehrsflüsse herrschen, E-Roller feste Stellplätze zugewiesen bekommen, genug Personal für die Verkehrsüberwachung vorhanden ist, die auch die Lieferverkehre, E-Roller und den ruhenden Verkehr überwachen können, ein funktionierendes Parkleitsystem, eine Beschilderung, die den Namen verdient, Stellplatzangebote für Anwohner in der Innenstadt und so weiter.
Das verstehe ich unter einem Gesamtkonzept, das dann die Grundlage für einen solchen Verkehrsversuch ermöglicht. Aber das momentane Klein-Klein führt zu einem großen Chaos und schadet der Stadt mehr, als das es den Innenstadtbewohnern hilft.
Wie wichtig und richtig es ist, Autospuren gezielt als Fahrradspuren umzuwidmen, ist gleichzeitig umso wichtiger, das Miteinander auf den Fußweg zeitgemäß zu gestalten und dem Fußgänger eine reelle Chance zu lassen. Alle Parteien sind gefordert, hier das Miteinander der neuen Mobilität nachhaltig zu gestalten. Mannheim – Heidelberg – Karlsruhe kann gerne der Pilot für Deutschland werden. Es gibt viel Kreatives zu tun – und vermeiden wir einen neuen Schilderwald.
Info: Originalartikel unter https://bit.ly/3tByNbJ