Leserbrief - Zu „Das ist doppelt falsch“ (FN, 24. Juli) „Profil und Standfestigkeit bewiesen“

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Der Verfasser lehnt die wegen Schulschwänzens ausgestellten Bußgeldbescheide über 88,50 Euro für Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums von Mannheim mit der Begründung ab, sie hätten an „dringend notwendigen Demonstrationen“ teilgenommen. Besonders kritisiert er den Anstoß zu dieser Maßnahme durch eine nach Widerstandskämpfern benannten Schule.

Die Einhaltung von geltenden Gesetzen, zum Beispiel der Schulpflicht, ist zwecks Ordnung und Orientierung im Staat notwendig und nicht diskutabel. Im Falle einer bewussten Gesetzesübertretung – wie etwa bei zivilem Ungehorsam im Sinne einer (vermeintlich) höheren Zielsetzung – fällt in unserer Demokratie eine Bestrafung verhältnismäßig milde aus und ist auszuhalten. So sollte ein wirklicher Idealist angesichts eines Bußgelds von 88,50 Euro nicht jammern. Ansonsten entlarvt er seine vorgetäuschte (idealistische) Handlungsprämisse als bloßes Mitlaufen-Wollen bei einer Massenbewegung seiner Peer Group.

Von einer völlig anderen Qualität zeugt die Courage der Geschwister Scholl, welche unter Todesgefahr gegen das Hitlerregime agierten. Sie auch nur in einen gedanklichen Zusammenhang mit der Fridays-For-Future-Bewegung in einem demokratischen Staat zu stellen (Heidrich), belegt die unsere Zeit charakterisierende beliebige Interpretation von Werten.

Hut ab vor den Verantwortlichen des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, die mit ihrer unpopulären und damit nicht opportunen Entscheidung Profil und Standfestigkeit bewiesen und das meines Erachtens richtige Signal gesetzt haben.