Zu „Es schmerzt wie die Hölle“ (FN, 11. Juni).
Die Kritik am deutschen Gesundheitssystem, die in diesem Artikel zum Ausdruck kommt, betrachte ich als mehr als unangemessen, vor allem im Vergleich zum amerikanischen System, in dem einem eine Behandlung dann zuteil wird, wenn man ein ausreichend gedecktes Kreditkartenkonto hat.
Dagegen wurde dem Herrn, um den es im Artikel geht, und der ein nicht nur, aber vor allem in Pandemiezeiten höchst riskantes Verhalten gezeigt hatte, offenbar kompetent geholfen.
Die Ärztin im „nächstgelegenen“ Krankenhaus hat ihn an eine kompetentere Stelle weitervermittelt. Daran kann ich keinen Fehler erkennen.
Dass die Wartezeit in der Notaufnahme der Charité mehrere Stunden betrug, ist ärgerlich, aber er war ja nicht lebensbedrohlich erkrankt. Dass er nicht gleich isoliert wurde, ist kein Problem, da die Affenpocken nur durch engen Kontakt übertragen werden.
Dann hat er sich gegen ärztlichen Rat entschlossen, die angebotene stationäre Behandlung abzulehnen. Das als „schlechte medizinische Versorgung“ zu kritisieren, ist abwegig und diskreditiert unser Gesundheitswesen, in dem in aller Regel jedem solidarisch nach den Regeln der ärztlichen Kunst geholfen wird, egal was es kostet.
Im konkreten Fall wird die Behandlung an den Symptomen orientiert (s. Robert-Koch-Institut); das angegebene Medikament Tecovirimat ist gerade erst in der EU für die Affenpocken zugelassen worden. Wäre er in der Charité stationär aufgenommen worden, hätte er es vermutlich auch bekommen. Insgesamt ein für mich höchst ärgerlicher und auch schlecht recherchierter Bericht.