Wenn Gemeinderat Dr. Ingo Großkinsky uns das "beste Wasser von ganz Deutschland" garantieren will, wie es in der Nominierungsveranstaltung der CDU hieß, muss man die Frage stellen, ob er Trinkwasser oder Waschwasser meint. Beides unter einen Hut zu bringen, geht nicht. Gutes Trinkwasser weist reichlich Calcium und Magnesium auf, diese Stoffe sind aber auch Härtebildner.
Unsere Gemeinderäte sind aber offensichtlich auf weiches Wasser mit einem sehr niedrigen Härtegrad und niedrigen pH-Wert fokussiert, ausschließlich mit dem Ziel, Waschmittel einzusparen, und vergessen dabei, dass Wasser in erster Linie Trinkwasser und das wichtigste Lebensmittel ist.
Kaum ein Bürger unserer Gemeinde kann sich damit zufrieden geben, den höchsten Trinkwasserpreis Baden Württembergs für Putzwasser zu bezahlen. Abgesehen von der Härte 23 dH und einem Nitratgehalt von 25 mg/l ist das Hardheimer Wasser noch gutes Trinkwasser.
Die Nanofilter halten jedoch vor allem die zweiwertigen Ionen zurück, also auch die für gesundes Wachstum wichtigen Stoffe wie Calcium und Magnesium, während die einwertigen (und unerwünschten) Ionen wie Nitrat, Hydrogenkarbonat, Natrium und Chlorid von den Filtern durchgelassen werden.
Bakterien und Viren werden bereits ohne Nanofilter durch die vorhandene Ultrafiltration zurückgehalten. Der unerwünschte Nitratanteil kann übrigens auch durch Abkochen nicht reduziert werden.
Der deutsche Grenzwert für Nitrat liegt bei 50 mg/l. Er ist entschieden zu hoch, wenn man bedenkt, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO 25 mg/l fordert und Wasser zur Zubereitung von Babynahrung geeignet unter 10 mg/l zu liegen hat.
In Deutschland gibt es keine Mindestwerte für die wichtigen Knochenbildner Calcium und Magnesium, weshalb das vollständige Herausfiltern nicht ungesetzlich ist.
Der hohe Rohwasserbedarf (30 Prozent des Grundwassers werden für die Rückspülung der Filter benötigt und - belastet mit zurückgehaltenen Schadstoffen, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln - in die Erf entsorgt) ist Verschwendung und eine Klatsche für alle, die Wassersparen ernst nehmen. Also mit "bestem Wasser Deutschlands" kann keinesfalls das Trinkwasser gemeint sein.
Es ist technisch möglich, dass einige wichtige Mineralien und Salze nach dem Filtern wieder zudosiert werden. Da wir dieses Wasser trinken müssen und sehr teuer zu bezahlen haben, haben wir Bürger einen Anspruch darauf, die von Gemeinderat und Verwaltung erstellten und geforderten Wasserqualitätsvorgaben einzusehen (Bitte um Veröffentlichung im Amtsblatt, dazu zum Vergleich die jetzige Wasseranalyse und die des Bodenseewassers). Prinzipiell liegt die Lösung praktisch vor der Haustür: Bodenseewasser ist mit 4,3 mg/l außerordentlich nitratarm, mit 9 dH fast weich, allerdings (auch zwangsläufig) arm an den Härtebildnern Magnesium 7,7 mg/l und Calcium 48 mg/l.
Durch Mischen (übrigens problemlos), zum Beispiel im Verhältnis von 60 Prozent Bodenseewasser und 40 Prozent Eigenwasser, könnte der Nitratgehalt auf 12 bis 13 mg/l gesenkt werden. Calcium und Magnesium wären dank des Hardheimer Eigenwassers ausreichend vorhanden und der Härtegrad läge nach dem Mischen bei etwa 14 dH, das entspricht der Kategorie "Ideales Trinkwasser". Verkalkung und Steinbildung wären stark reduziert und das Wasser wäre immer noch weich genug, um Waschmittel spürbar einzusparen.
Der Bezug von Bodenseewasser kostet etwa 0,40 Euro pro Kubikmeter. Durch das Mischen sinkt der Anteil auf etwa 0,25 Euro/cbm.
In eine Mischwanne musste sowieso bereits investiert werden, um die verschiedenen Wässer der vielen Sammelleitungen (Quellen, Brunnen) im neuen Hochbehälter zusammenzuführen. Da durch einen Anschluss an die Bodenseewasserversorgung weit weniger Eigenwasser benötigt wird, könnten etliche kilometerlange Sammelleitungen eingespart werden.
Die von Gemeinderat Dr. Großkinsky genannten Millionen von Euro, die ein Anschluss an die Bodenseewasserversorgung angeblich kosten soll, darf angesichts der existenten Anschlüsse sämtlicher Ortsteile stark bezweifelt werden.
Der Trinkwasserpreis für pures Bodenseewasser lag bis zum Jahr 2000 immerhin unter 1,50 Euro, die Investitionen bereits eingerechnet. Dass dabei draufbezahlt wurde, ist nicht bekannt. Wo liegen die Finanzierungsprobleme beim derzeitigen Preis von 2,83 Euro wirklich? Dass sich Gemeinderat und Verwaltung auf eine sieben Jahre alte Grundsatzentscheidung pro Eigenwasser, kontra Bodenseewasser, berufen und daran heute noch festklammern, spricht nicht gerade für besondere Flexibilität und Weitsicht.
Anstatt nun die Kritiker zu kritisieren, wäre es die Pflicht von Verwaltung und Gemeinderat gewesen, die Bürger, die ja schließlich die Zeche zu bezahlen haben, ein derartiges Projekt zu erläutern (Trinkwasserqualität heutiger Stand, Trinkwasserqualität künftig, Verfahrensoptionen I, II, III, Investitionskosten I, II, III, daraus resultierende Erhöhung des Trinkwasserpreises).
Gemeinderat und Verwaltung werden daher gebeten, diesen Weg noch mal gründlich zu überdenken. Noch ist es nicht zu spät. Sie sollten auch den Bürgern der Ortsteile endlich offen sagen, dass auch sie den höchsten Trinkwasserpreis Baden Württembergs mitbezahlen werden. Diese können sich zumindest damit trösten, auf alle Fälle weiterhin ein qualitativ gutes Wasser zu bekommen, das den Namen Trinkwasser verdient.