Sehr geehrter Herr Litwin, wie Sie gehöre ich zu einer Generation, die keine persönliche Schuld an den Gräueltaten der Nationalsozialisten trägt. Ich bin aber froh über jeden, der diese als solche benennt. Was dieses Regime anderen angetan hat, nur weil sie jüdischen Glaubens oder behindert waren oder eine andere politische Haltung hatten, ist unfassbar. Wer sich abfällig über Andersartige äußert, geht in diesen Fußspuren.
In Ihrem Leserbrief nehmen Sie als Christ Bezug auf die Bibel. In dieser legt uns Gott durchgehend ans Herz, Benachteiligte zu schützen. Jesus hat sich sogar mit ihnen identifiziert: „Was ihr getan habt einem von meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25,40). Er nennt Fremde, Hungrige, Durstige, Nackte, Kranke und Gefangene als Beispiel.
Die Geschichte von Josef und seinen Brüdern (1. Mose, Kapitel 37-50) berichtet von Josefs Familie als Wirtschaftsflüchtlingen. Wegen einer Hungersnot zieht diese nach Ägypten.
Viele Jahre später geschieht die Rückkehr ins „Gelobte Land“, in dem nun andere wohnen, aus politischen Gründen.
Der Apostel Paulus meint in seiner Rede in Athen mit dem Ihnen zitierten Satz „in welchen Grenzen sie wohnen“ (Apostelgeschichte 17,26), dass nach Gottes Willen jeder seinen Raum zum Leben haben soll – und nicht, jeder solle da bleiben, wo er geboren wurde.
Wir brauchen als Deutsche keine Angst vor Überfremdung zu haben – und auch nicht als Christen vor Islamisierung, wenn wir fröhlich und barmherzig mit anderen für unseren Glauben einstehen. Ich jedenfalls bin dankbar für jeden, der beherzt für andere eintritt.