Trotz Regenschauer - 11 000 wollen David Garrett vor der Würzburger Residenz erleben - und bereuen es nicht

Furioses Spiel des Teufelsgeigers

Von 
Diana Seufert
Lesedauer: 

Passend zum barocken Ambiente bot David Garrett den zahlreichen Fans auf dem Würzburger Residenzplatz eine prunkvolle Show.

© Diana Seufert

Das Ambiente hätte passender nicht sein können: Stargeiger David Garrett vor der ehrwürdigen Kulisse der Würzburger Residenz. Nur das nasskalte Wetter will am Freitagabend - ebenso wie einen Tag vorher beim Konzert von Peter Maffay - nicht so recht mitspielen. Trotz des Regens, der pünktlich zur Halbzeit des mehr als zweistündigen Auftritts einsetzt, lassen sich mehr als 11 000 begeisterte Zuschauer des Open-air-Konzerts vom Teufelsgeiger gefangen nehmen. Garrett entführt das Publikum auf eine atemberaubende musikalische Reise rund um den Globus.

"Wir ziehen das gnadenlos durch", strahlt Garrett in die ausverkauften Reihen auf dem Residenzplatz. "Es ist doch nur Wasser." Ihn können Regen und Windböen nichts anhaben. Auf die 11 000 unten, dick eingepackt in Decken, Regenklamotten und durchsichtigen Ponchos, prasselt derweil unaufhörlich der Regen. Egal, sie lassen sich von der Mischung aus Klassik, Rock und Pop fesseln, die der smarte Blondschopf, seine Band und die Neue Philharmonie Frankfurt mit perfektem Sound bieten. Schließlich sind die Regenwolken in der ersten Konzerthälfte über die Stadt hinweg gezogen. Und einen hat der Star besonders beeindruckt: Der kleinen Paul, selbst ein Geigenschüler, bekommt sein ganz persönliches Ständchen zwischen den Musikern auf der Bühne.

Schlicht "Music" heißt die aktuelle Tour von David Garrett, Band und Orchester. Nach "Rock Symphonies" und "Rock Anthems" wieder ein Crossover - doch diesmal mit mehr klassischen Melodien. Dieses Erfolgsrezept füllt seit Jahren die Hallen und zieht auch in Würzburg. Von Tschaikowskis "Schwanensee" spannt der Rockstar unter den Klassikern den musikalischen Bogen zu Beethovens "Scherzo", Chopins "Nocturne" und Mozarts "Türkischem Marsch". Dazwischen sorgen feurige Tango- und Flamenco-Klänge, griechische und rumänische Volksweisen für den Schuss Folklore, der rassige Säbeltanz von Chatschaturjan reißt einfach mit.

Die Neue Philharmonie Frankfurt liefert mit ihrem homogenen Klangkörper die perfekte Unterlage, um dem Star genügend Raum für das furiose Spiel zu lassen. Aber es darf auch ein bisschen härter sein. Mit "We will rock you", "Show must go on", "Master of Puppets" oder "Thunderstruck" heizen Garrett, Band und Orchester dem Publikum gewaltig ein. Oder der Geiger mischt sich einfach unters Publikum. Etwa bei "Eye of the Tiger" nach der Pause, das er - von einem riesigen Schirm geschützt- im goldenen Bademantel stilecht zelebriert.

Musik verbindet - und ist die große Leidenschaft des 31-jährigen Deutsch-Amerikaners. Das zeigt der Meister auf der Geige nicht nur bei John Miles "Music", sondern gerade beim Schlusslied, Beethovens "Ode an die Freude", die sich nach dem getragenen Beginn bald mit kräftigen Gitarrenriffs und Drums in einen Rocksong verwandelt. Nach mehr als zwei Stunden und dem Dank an die Fans fürs Aushalten entlässt Garrett das Publikum mit dem "Earth Song" als einziger Zugabe dann in die stürmische Nacht.

Wer auf die nächste Tour von David Garrett nicht warten will, kann sich auf ihn als Schauspieler im Kinofilm über Niccolo Paganini, den "Teufelsgeiger" freuen, der im Oktober startet. Einen Vorgeschmack hat Garrett den Würzburgern schon mal gegeben.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten