Karin Rabhansl hat sich von der einstigen Singer-/Songwriterin zur Rock-Lady gewandelt und mit „Rodeo“ ein teilweise krachendes Album vorgelegt. Und sie scheint den richtigen Weg eingeschlagen zu haben, obwohl sie ihr ursprüngliches musikalisches Konzept nicht kategorisch beiseite schiebt. Was sich für sie richtig angefühlt hat, scheint auch bei ihren Fans und anderen Musikbegeisterten gut anzukommen. Die CD geht gut, die Resonanz ist sehr positiv und die laufende Tour gut besucht. Auch für einige Festivals im Sommer ist die Band bereits gebucht. Kein Wunder, dass sich im Interview mit den FN eine rundum zufriedene Künstlerin präsentiert.
Karin Rabhansl, ihre neue CD „Rodeo“ ist laut und knallig geworden, wie ein turbulenter Ritt durchs Leben. Als Inspirationsquellen nennen sie einige Hardrockbands. Aber kann es sein, dass gerade bei den Songs zum Auftakt die Unbekümmertheit und Rotzigkeit von „Wir sind Helden“ beim Songwriting Pate gestanden hat?
Karin Rabhansl: In der Tat liebe ich „Wir sind Helden“ und vor allem ihre Frontfrau Judith Holofernes. Gerade habe ich ihre Biografie gelesen und bin immer noch total begeistert. Auch die Art Musik zu machen, finde ich gut. In erster Linie wollte ich aber rockig klingen. Das gefällt mir. Wir wollten uns als echte Rockband präsentieren. Es ist eine wilde Zeit und das wollen wir auch auf dem Album dokumentieren. Und so ganz neu ist die Richtung ja nicht. Dieser Weg hat sich ja schon auf dem Vorgänger „Tod und Teufel“ angekündigt. Insofern ist „Rodeo“ die logische Konsequenz. Und es scheint sich nicht nur für uns gut anzufühlen. Ich habe viele tolle Rückmeldungen erhalten, was mich wahnsinnig freut.
Sie singen mal im niederbayrischen Dialekt, mal auf hochdeutsch. Wann benutzen sie weshalb welche Sprache?
Rabhansl: Das Niederbayrische ist ähnlich wie das Österreichische sehr weich und auch ein wenig düster-morbid, während das Hochdeutsche doch eher klar, präzise und härter ist. Deshalb hängt es davon ab, wie ich meine Botschaft rüberbringen will. Etwa bei „Anett“ war es eindeutig, dass ich die übergriffigen Handlungen einer weiblichen Zufallsbekanntschaft in einer Bar mir gegenüber ziemlich deutlich missbilligen und scharf kritisieren muss. Da wäre Dialekt fehl am Platz gewesen. Ich mache da ja eine klare Aufforderung, das wäre auf bayrisch zu lässig oder auch lustig rübergekommen. Aber sicher ist, dass ich mich im Dialekt wohlfühle. Ich kann auf Niederbayrisch einfach viel besser granteln.
In „Anett“ verarbeiten sie ein persönliches Erlebnis. Sind alle Texte autobiografisch oder gibt es auch allgemeine Themen, die sie ansprechen?
Rabhansl: „Rodeo“ ist mittlerweile mein fünftes Album, da würden mir langsam die Themen ausgehen, wenn ich nur Autobiografisches und Selbsterlebtes verarbeiten würde. Natürlich sind sehr viele Themen sehr persönlich, aber nicht nur. Bei „Amor“ habe ich irgendwo gelesen, wie schnell Paare zueinanderfinden und sich auch wieder genauso schnell trennen. Bei „Rodeo“ hat mich unter anderem der Film „Dallas Buyers Club“ inspiriert. Anders dagegen ist „12 Joa“ die Aufarbeitung eines Unfalls, der tatsächlich mir passiert ist. Ich habe damals einfach einen Motorradfahrer übersehen und schildere wie es mir als Schuldige seither ergangen ist.
Ist zuerst der Text oder zuerst die Musik da? Fällt es Ihnen leicht, Songs zu schreiben, oder dauert es?
Rabhansl: Das ist mal so und mal so. Mal habe ich zuerst einen Text im Kopf, mal ist es ein Riff oder eine Melodie, die einfach aus mir heraussprudelt. Bei mir kann das ganz spontan kommen und dann geht es schneller, fliegt mir der Song einfach so zu, wie „Amor“. Mal kann das aber auch dauern und die Umsetzung zieht sich. Bei „Er oder I“ war das beispielsweise so. Da brauchten wir eine gefühlte Ewigkeit, bis wir es nach unseren Vorstellungen mit den Reminiszenzen an „Led Zeppelin“ hinbekommen haben. Aber es braucht tatsächlich die richtige Stimmung, um die Kreativität anzapfen zu können. Mich dazu zu zwingen, etwas zu komponieren oder zu schreiben, funktioniert meistens nicht.
Ein bisschen aus dem musikalischen Rahmen fällt der letzte Song des Albums „Berg“. Quasi aus dem Nichts kommt da eine veritable Hymne mit Chartstürmer-Charakter aus den Boxen und dringt unwiderstehlich in die Gehörgänge. Wie kam das?
Rabhansl: Eigentlich waren wir schon fertig und dann kam mir der Song einfach so zugeflogen. Es war einer dieser Songs, der im Handumdrehen steht. Mir war klar, dass die Geschichte von zwei Kumpels, die gemeinsam den Berg hochsteigen, aber nur einer zurückkommt, im Dialekt gesungen und einen alpenrockmäßigen, epischen Sound haben muss. Dann ging es ganz schnell. Ich habe es geliebt, den Song abschließend mit Chören zuzuballern.
Das Cover ist ziemlich düster. Es stellt eine Art Wolf dar, der im Untergrund lauert, um Menschen aufzufressen. Empfinden sie das Leben so? Ist das Unterbewusstsein ein böser Wolf?
Rabhansl: Ich habe den Linolschnitt „Spring oder lass es sein“ des Nürnberger Bildhauers Christian Rösner gesehen und sofort gewusst, dass seine Bildgestaltung zu meinen Liedern passt. Sie ist genauso morbid und düster wie meine Texte. Deshalb freue ich mich ungemein, dass es geklappt hat und ein Ausschnitt des Werks mein Cover ziert. Es geht im Leben immer darum, aufzustehen und über Gräben zu springen. Wenn du dich nicht behauptest und Hindernisse überwindest, hast du verloren, fällst in ein Loch und wirst gefressen. Das Leben ist ein ständiger Kampf. Wer sich dem nicht stellt, geht unter.
Wie sind sie als Musikerin durch die Pandemie gekommen?
Rabhansl: Erstaunlich gut. Ich war viel Solo unterwegs oder als Duo Fischer&Rabe zusammen mit der Pianistin Julia Fischer. Wir haben eine ganze Reihe von Abstandskonzerten gegeben und es lief prima. Und auch für die Veröffentlichung der neuen LP/CD scheint es genau der richtige Zeitpunkt zu sein. Und jetzt freu ich mich auf die Konzerte mit der Band. Ich bin positiv überrascht, weil ich die positive Resonanz nicht für möglich gehalten habe und blicke euphorisch auf die nächste Tour.
Sie spielen am Mittwoch, 29. März. ab 20.30 Uhr bei Nürnberg in Roth in der Galaxy Bar Lounge. Auf was dürfen sich die Zuhörer freuen?
Rabhansl: Es wird ein klassisches Rockkonzert, das heißt es wird laut. Ich spiele seit ein paar Jahren auch Bass und freue mich darauf, auf der Bühne so richtig die „musikalische Sau“ rauszulassen. Natürlich wird „Rodeo“ im Mittelpunkt stehen. Aber auch Songs unserer früheren Alben werden wir berücksichtigen.
Sie treten vorwiegend im süddeutschen Raum und vor allem in Bayern auf. Da sticht richtig ins Auge, dass sie auch zwei Konzerte in Hamburg geben. Wie kommt es zu diesen „exotischen“ Abstechern?
Rabhansl: Wir waren schon zwei Mal in Hamburg und sind dort sehr warmherzig empfangen worden. Unser niederbayrischer Mundart-Rock kam bestens an. Und wir spielen in einer besonderen Location – einem alten Künstler Hotel. Der Besitzer hat drei Räume ausgeräumt, in denen drei Bands auftreten. Das Publikum kann zwischen beiden Auftrittsorten und den drei Auftrittsorten pendeln. Eine ganze neue Erfahrung.