Er ist die älteste Heilbronner Kleinkunstbühne, der 1983 im Untergeschoss des Gewerkschaftshauses, das zuvor über 35 Jahre dem Stadttheater als Provisorium diente, eröffnete Kulturkeller. Seit 1989 verfügt der Verein über ein eigenes Ensemble, das bisher 22 Aufführungen verschiedener Genres in unterschiedlichen Besetzungen auf die Bühne gebracht hat. Jetzt wartet das KulturKellerTheater mit der Uraufführung
eines Zwei-Personen-Stücks auf.
„Heilig ist nur der Schein“ heißt das Kammerspiel der 68-jährigen, in
Magdeburg geborenen, in Leipzig lebenden Cornelia Molle, die dort ein
fester Bestandteil des Kulturlebens der Messestadt ist, nicht zuletzt als Autorin des „academixer“-Kabaretts und des Kabaretts „Pfeffermühle“,
aber auch des Dresdner Kabaretts „Herkuleskeule“. Nachdem das Heilbronner KulturKellerTheater, nach der Leipziger Uraufführung, bereits „Verdammte Herzenssache“ von Cornelia Molle auf seinen Spielplan gesetzt hatte, vertraute ihm die Dramatikerin nun ihr jüngstes Theaterstück zur Uraufführung an: „Heilig ist nur der Schein“. Es geht um das liebe Geld. Der doppeldeutige Titel kann zweierlei bedeuten. Entweder ist mit dem Schein der als heilig bezeichnete Geldschein gemeint oder der Schein und nicht der Anschein ist heilig.
Auf jeden Fall trifft bei der Handlung ein Ausspruch des irischen Dramatikers Oscar Wilde sozusagen den Nagel auf den Kopf: „Es gibt im Leben zwei Tragödien. Die eine ist die Nichterfüllung eines Herzenswunsches. Die andere ist seine Erfüllung. Von beiden ist die Zweite die weitaus tragischere“. In der Tragikomödie „Heilig ist der Schein“ sind beide Tragödien vereint.
Es beginnt mit einem mehrfachen Suizid-Versuch von Hannes, der mit dem Blick auf den Strick meint, dass es gar nicht so einfach ist, und dem Vorschlag von Josef, Lotto zu spielen, um im Alter reich ins Heim zu gehen, was besser sei als heim ins Reich zu gehen. Und es endet damit, dass die zwei inzwischen alt und vermeintlich reich gewordenen Freunde – und das durch einen angeblichen Lottogewinn, den sie auch voreinander verheimlichen – feststellen: „Reich sein, ist das Beste, was uns nie passiert ist“. Selbstverständlich darf der Spruch „Zeit ist Geld“ nicht fehlen. Es geht immer wieder um das liebe Geld, auch dann, wenn Josef seine Tasche, in der sich angeblich der große Lottogewinn, in Wirklichkeit nur alte Kleider befinden, wie seinen Augapfel hütet und Hannes immer wieder in den Besitz der Tasche kommen will, auf die er auch ein Auge geworfen hat.
So sagt denn Hannes: „Wir sind Freunde“ und Josef entgegnet ihm: „Wir sind Partner im Geld“. Doch auch Persönliches aus dem Leben der zwei erfährt man, dass Hannes im Zirkus am Trapez gearbeitet hat und Josef aus einfachen Verhältnissen stammt. Die Regie führen Katrin Bayer und Cornelia Molle, die allerdings bei den Schlussproben und der Premiere krankheitsbedingt nicht dabei war.
In der abwechslungsreichen und kurzweiligen Aufführung spielt Udo Grunwald den eher aufgeregt nervösen, unzufriedenen, auf ein spätes Glück hoffenden Hannes, während Raik Singer als gerissener Josef, der seinen Partner in Sachen Lottogewinn und Geld an der Nase herumführt, wie der Fels in der Brandung steht. Dieter Schnabel