Ziegen

Zucht auf Hornlosigkeit eine Alternative?

Wann kann sie sinnvoll sein und wo sind die Tücken?

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ble
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Wenn Ziegen keine Hörner haben, mindert dies das Verletzungsrisiko für Tier und Mensch; insbesondere im Stall.

Genetische Hornlosigkeit ist auch für viele Ziegenhaltungen ein Thema. Wann kann sie sinnvoll sein und wo sind die Tücken?

Wenn Ziegen Hörner tragen, kann es durch diese zu Verletzungen kommen. Es können betreuende Personen durch Hörner verletzt werden oder Tiere können sich untereinander verletzen – was beides vor allem im Stall vorkommt. Und oftmals sind es die empfindlichen Euter, die dabei in Mitleidenschaft gezogen werden. Ziegen können sich aber auch mit ihren Hörnern verhaken, zum Beispiel an der Stallreinrichtung oder auf der Weide in Ästen oder Zäunen, und sich so selbst Schaden zufügen.

Manche sehen daher in der Hornlosigkeit von Ziegen Vorteile, da hierdurch das Unfallrisiko in Ziegenbeständen reduziert wird.

Nur in der Ausnahme erlaubt

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Das Enthornen ist allerdings nach dem deutschen Tierschutzgesetz bei Ziegen nur im Ausnahmefall erlaubt, da es sich dabei um einen schmerzhaften Eingriff in die Schädeldecke handelt.

Das deutsche Tierschutzgesetz untersagt grundsätzlich alle Formen von nicht tiermedizinisch notwendigen Amputationen bei Wirbeltieren.

Paragraf 6 Tierschutzgesetz besagt: Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres.

Wenn Ziegen von ihrer Genetik her keine Hörner tragen, kann die Verwendung solcher Tiere ein schonenderer Weg sein, Verletzungen im Stall zu reduzieren.

Ob Ziegen Hörner haben oder nicht, ist auch abhängig von der Rasse. Bei den behornten Rassen tragen teils sowohl weibliche als auch männliche Tiere Hörner.

Hornlosigkeit wird bei Ziegen dominant vererbt. Hat eine Ziege das Gen für Hornlosigkeit, dann entwickelt sie auch keine Hornanlagen. Bei unbehornt geborenen Tieren wachsen auch später keine Hörner. Ob es sich um ein hornloses oder behorntes Tier handelt, zeigt sich bald nach der Geburt.

Was man den hornlosen weiblichen Ziegenkitzen allerdings äußerlich nicht ansieht ist, ob sie das Hornlosigkeitsgen einmal oder zweimal vererbt bekommen haben.

Doch davon kann viel abhängen: Ist das Gen bei weiblichen Tieren homozygot, also doppelt vorhanden, zeigt sich häufig das Hornlosigkeits-Zwittrigkeits-Syndrom. Die englische Bezeichnung lautet Polled-Intersex-Syndrom, kurz PIS. Betroffene Tiere sind in der Regel unfruchtbar. Sie bekommen somit keinen Nachwuchs und geben folglich keine Milch.

Grund für Unfruchtbarkeit

Früher stellte man den Grund für die Unfruchtbarkeit einer Ziege oft erst bei der Schlachtung fest, da sich am äußeren Erscheinungsbild kaum Abweichungen erkennen lassen. Heute lassen sich das genetische Geschlecht und der Hornlosigkeits-Genotyp durch Tests feststellen. Dieses Wissen hilft Tierhalter bei weiteren Zuchtentscheidungen in ihrem Bestand. Die homozygot hornlosen Ziegen lassen sich schnell ausselektieren.

Außerdem beweist ein Gentest, dass ein Tier tatsächlich genetisch hornlos ist und nicht enthornt wurde und nun nur als hornlos gehandelt wird. Dies kann beim Zukauf aus einem anderen Bestand und vor allem aus Ländern, in denen Enthornung praktiziert wird, interessant sein.

Keine Regel ohne Ausnahme. Und so sind manche reinerbigen hornlosen Ziegen trotzdem fruchtbar. Denn sowohl bei dominanten Erbgängen als auch bei rezessiven Erbgängen spielen noch andere Erbfaktoren in der Ausprägung von Merkmalen eine Rolle. Und diese führen dann gelegentlich zur Ausnahme von der Regel. Wie Zwittrigkeit und Hornlosigkeit im Detail zusammenhängen, wird derzeit noch wissenschaftlich untersucht. Diese Ergebnisse sind allerdings noch nicht praxisrelevant.

Nicht immer ein Zuchtziel

Gleichzeitig ist Hornlosigkeit bei weitem nicht für alle Ziegenbestände ein Zuchtziel. Einige Ziegenrassen werden gerade wegen ihrer prächtigen Hörner gehalten.

In einigen Verbänden, wie zum Beispiel beim Demeter-Verband, ist für Ziegenhaltungen generell ein Anteil horntragender Tiere vorgeschrieben.

Grundsätzlich sollte in Tierhaltungen immer geprüft, inwieweit Unfälle und Verletzungsrisiken durch andere Maßnahmen als körperliche Veränderungen reduziert werden können. Bei der Vermeidung von Unfällen mit Ziegen haben oft die Haltung und die Stalleinrichtung sowie die Erfahrung der betreuenden Personen entscheidenden Einfluss. Eine gut durchdachte Buchtenstruktur und Sachkunde im Umgang mit den Ziegen hilft deutlich besonders in Hörner tragenden Ziegenherden, Verletzungen zu vermeiden ble