Dertingen. Informationen zum Dorfsanierungsprogramm erhielten die Bürger am Mittwoch in der Ortschaftsratssitzung im Dertinger Rathaus. Edgar Beuchert, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) Wertheim, berichtete dazu über den aktuellen Sachstand sowie die veränderten Rahmenbedingungen des Programms. "Es ist viel gelaufen und aktuell läuft noch viel", fasste er zusammen.
Im Anfangsjahr 2009 standen für Dertingen und Kembach gemeinsam 833 000 Euro Landesfördermittel für Sanierungswillige bereit. 2011 wurde die Fördersumme nochmals um 1,5 Millionen Euro aufgestockt. Hinzu kamen Einnahmen aus Verkäufen der Stadtentwicklungsgesellschaft in Höhe von 44 000 Euro, die ebenso in den Fördertopf kamen. Somit erreichte man eine Gesamtsumme von 2 377 000 Euro. "Damit lassen sich in Kembach und Dertingen Sanierungsvorhaben mit einem Volumen von sechs bis sieben Millionen Euro umsetzen", erklärte er.
Beuchert hatte aber auch eine schlechte Nachricht mit im Gepäck. Ein Sanierungsgebiet läuft normalerweise über acht Jahre, worauf sich auch die genannten Fördersummen beziehen. Früher konnte man die Laufzeit um einige Jahre verlängern, diese Möglichkeit hat das Land Baden-Württemberg jedoch abgeschafft. "Unsere Dorfsanierung ist endlich, in ein paar Jahren ist Schluss", stellte er etwas enttäuscht fest und appellierte an alle Bürger: "Wenn jemand etwas in der Richtung vorhat, soll er Gas geben!"
Das Programm laufe noch bis 2017, bis dahin müssen die Maßnahmen aber komplett abgerechnet sein, weshalb er vor allem bei größeren Projekten dazu riet, rechtzeitig zu beginnen. "Geld ist da, damit kann die nächsten vier Jahre noch einiges bewerkstelligt werden", warb Beuchert und betonte zugleich die Vorteile der Förderung: "30 Prozent Zuschuss, und die Restkosten können voll steuerlich abgesetzt werden. Wer da nicht zugreift, dem kann man nicht mehr helfen."
Für die letzten vier Jahre der Förderperiode stehen für Dertingen und Kembach zusammen 900 000 Euro Zuschuss bereit. Dies entspricht einem Sanierungsvolumen von rund drei Millionen Euro.
Beuchert warf auch einen Blick zurück auf die ersten vier Jahre der Förderung. Insgesamt seien 47 Sanierungsverträge, drei Grunderwerbe durch die Stadtentwicklungsgesellschaft und vier Abbrüche erfolgt. Das Gesamtvolumen der Maßnahmen betrug rund drei Millionen Euro, wofür fast 805 000 Euro Fördermittel ausgezahlt wurden. So konnten auch viele leer stehende Immobilien wieder belebt werden. Beuchert zählte in der Sitzung eine Vielzahl solcher Objekte auf.
"Ein Sanierungsgebiet ermöglicht auch den Abriss, so schafft man neue Bauplätze im Kernort. Ohne Förderung wären die Kosten hierfür viel zu hoch", ergänzte Beuchert. Ein Lob fand er aber auch für die gute Infrastruktur und das aktive Vereinsleben im Ort. Auch dies trage dazu bei, dass Menschen nach Dertingen ziehen und man so die Häuser verkaufen konnte.
"In vier Jahren wurde aber noch nicht alles gewünschte erreicht", zog er Bilanz. Als Beispiel griff er den ehemaligen Kindergarten auf, der noch immer leer steht. Entsprechende Verhandlungen würden hier laufen.
Weitere Maßnahmen plane man beim ehemaligen Raiffeisen-Lagerhaus. Der Käufer sei krank geworden und könne nun nicht mehr selbst sanieren. Um das Gebäude besser verkaufen zu können, habe Stadtbaumeister Armin Dattler eine Machbarkeitsstudio in Auftrag gegeben, die zu einer Bauvoranfrage führen soll. Damit könne man Interessenten genau sagen, welche Sanierungen und Veränderungen möglich sind und welche Kosten dafür anfallen.
Aus den Reihen der Bürger kam der Vorschlag, im Lagerhaus ein Mehrgenerationenhaus einzurichten. "Dieser Wunsch wird öfters an uns herangetragen", berichtete der Geschäftsführer. Bisher meldeten sich allerdings keine konkreten Interessierten. "Wenn sich zwischen drei und fünf Interessenten finden, die fest zusagen,sie würden in ein Mehrgenerationenhaus einziehen, finden wir eine Lösung. Aber auf Vorrat baut keiner so etwas."
Das Lagerhaus selbst sah er auch nicht als optimalen Standort für ein solches Projekt, bei anderen Objekten wäre es für ihn aber durchaus denkbar. Auf Nachfrage eines weiteren Bürgers sicherte Beuchert zu, dass nach Absprache jederzeit Vor-Ort-Termine bei betreffenden Objekten mit den Mitarbeitern der Steg möglich seien.
Ortschaftsrat Joachim Hettinger wollte wissen, wie bei Sanierungsobjekten verfahren wird, bei denen der Keller einer anderen Person gehört. "Sobald die Maßnahme in das Eigentum eines anderen eingreift, muss dieser zustimmen", antwortete Beuchert, sonst sei eine Sanierung nicht möglich. Bei der Diskussion, welche Maßnahmen gefördert werden, erklärte er, man werde, was die Förderung betrifft, unter anderem vom Landesrechnungshof und dem Wirtschaftsministerium kontrolliert. "Wir machen möglich, was im Rahmen der Richtlinien möglich ist", betonte er.
Ortsvorsteher Egon Beuschlein dankte Beuchert und der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg). "Sie machen alles möglich, was geht, und sind mit Herzblut dabei", so der Ortsvorsteher. Offen zeigte er aber auch seinen Ärger über die aktuelle Landesregierung. "Stuttgart hat für den ländlichen Raum nichts übrig" Auch beim Autobahnausbau gebe es noch immer nichts konkretes, erklärte er auf Nachfrage eine Bürgers abschließend. bdg
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